Zu den ersten Erkenntnissen während deiner Auszeit in Costa gehört mit Sicherheit: „Es gibt nur wenige Dinge, die du wirklich brauchst!“
Wir sind am alten Kontinent sehr verwöhnt und ständig umgeben von allem, was fertig durchdacht, schnell, sauber und super praktisch ist.
Verstehe mich nicht falsch: Auch ich denke fortschrittlich und praktisch. Aber – Hand aufs Herz:
- Wieviel davon brauchst du wirklich?
- Wie viele Gegenstände, Fahrzeuge, Geräte und andere Dinge nutzt du tatsächlich?
Und die wichtigste Frage:
- Wie viele dieser Produkte tragen dazu bei, dass du dich besser und glücklicher fühlst?
Hier geht es nicht nur um den Überfluss an praktischen Dingen, sondern auch um rigide Vorgänge, Systeme und Leistungen, die wir täglich – ganz unbewusst – bereitgestellt bekommen.
Alles, was schon fertig durchdacht und vorgegeben ist, erleichtert natürlich unser Leben und kurbelt die Wirtschaft an.
Aus der Sicht unserer inneren Freiheit hingegen bietet allzu Fertiges kaum einen Nährboden, eigene Ideen zu entwickeln.
Unsere Schaffenskraft verkümmert.
Wer immer nur Fertiges vorgesetzt bekommt, stumpft ab und empfindet den Ballast schon bald als seelische Belastung.
Weniger ist definitiv mehr…
Als ich 1999 mit meiner Familie in Costa Rica landete, bezogen wir ein altes Haus im Zentrum der Hauptstadt San José.
Im Grunde lebten wir das erste Jahr nur mit einfachen Betten und Holzmöbeln, einer elektrischen Herdplatte und einer Kühlbox.
Im Patio stand ein großer, gemauerter Waschtisch, die „pila“ , wie sie in Costa Rica genannt wird.
Damit habe ich lange Zeit die Wäsche selbst mit der Hand gewaschen – solange, bis wir uns eine Waschmaschine leisteten.
Bei der sogenannten „Suicide-Shower“ wurde das Wasser elektrisch im Duschkopf erhitzt.
Hier lernten wir sehr bald, wie wichtig es ist, dass auch ein Erdungskabel vorhanden ist. Sonst gibt es nämlich einen kleinen Stromstoß, der aber bei nur 110 V Stromspannung glimpflich verläuft.
Leitungen wurden prinzipiell außen und sichtbar verlegt, quer über das Dach und entlang der Wände im Haus.
Gegenstände, die wir individuell gestalten wollten, stellten wir auf einfache Weise selbst her:
Körbe, Boxen, Vorhangs- und Garderobestangen, einen Griller, Eierbecher oder ein Kegelspiel mit Plastikflaschen und einer Kokosnuss.
Auch mussten wir in der neuen Heimat lernen, mit allerhand Ungeziefer im Haus wie Kakerlaken, Spinnen, Käfer und Ameisen zu leben.
Alles in allem war vieles improvisiert, aber dadurch auch abenteuerlich.
Besucher schmunzelten immer wieder und meinten: „Bei Euch ist es wie beim Camping.“
Tatsächlich zog sich unser bescheidenes Leben von Anfang an wie ein roter Faden durch unser Leben in Costa Rica.
Und das war gut so!
Angeschafft wurde nur das, was wirklich gebraucht wurde. Wir horteten nichts, besaßen auch keine Deko oder sonstige Firelefanzen.
Bescheidenheit macht frei!
Alles, was wir besaßen, wurde auch wirklich im Haushalt verwendet.
Über die Jahre hinweg hat sich natürlich ein bisschen Komfort eingeschlichen – ein Kühlschrank, eine Waschmaschine und ein Herd wurden irgendwann einmal zu einer Notwendigkeit.
Trotzdem habe ich die bescheidene Lebensweise bis heute beibehalten.
Nicht aus einer Not heraus, sondern weil es schlichtweg zu meiner Lebensphilosophie gehört.
Denn das, was noch nicht fertig ist, gibt mir die Möglichkeit etwas Neues zu schaffen.
Das Unfertige macht mich neugierig und stellt mich stets vor neue Herausforderungen.
Mit der Liebe zur Einfachheit und zum Unfertigen entsteht zudem eine gelassene, harmonische Atmosphäre.
Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich persönlich fühle mich als Besucher in einer noblen Villa unbehaglich.
In einem rustikalen, bescheidenem Heim hingegen bewege ich mich frei und ungezwungen.
Das Nicht-Vorhandensein von Vielem, was wir als Notwendigkeit erachten, schafft Raum für Kreativität und Spontaneität.
Nicht alle Menschen fühlen sich unter einfachsten Bedingungen rundum wohl und glücklich.
Nichts desto trotz fördert die Abwesenheit von übertriebenem Pomp und Komfort unsere innere Freiheit!
Erst das Reduzieren und Runterschrauben der Ansprüche, welche die übersättigten Konsumwelt in uns manifestiert hat, lässt uns den Wert der wesentlichen Dinge im Leben erkennen.
Diese Erfahrung ist einzigartig und notwendig!
Wenn du eine Auszeit Tour mit mir durch Projekte in Costa Rica machst, dann wirst du viele Unterkünfte mit einer „Suicide-Shower“ (siehe Bild oben) kennenlernen.
Du wirst auf einem einfachen Holz Bett mit einer mittelstarken Matratze schlafen, und es wird vielleicht keinen Kleiderschrank geben, sondern nur eine Holzstange oder ein altes Regal, irgendwo im Eck.
Im Bungalow wirst du von Grashüpfern, Geckos, Spinnen und anderen Tierchen besucht.
Sie wurden in den tropischen Breitengraden noch nicht zur Gänze von Betonklötzen verdrängt und fordern ihren Lebensraum ein.
Alles um dich herum lebt. Und das Meiste was du siehst ist alles andere, als perfekt.
Doch wirst du schnell erkennen: Das Wenige, was dir geboten wird, reicht vollkommen zum Glücklichsein.